Kommentare zu „Silos Botschaft“ (3)


Diese „Kommentare“ beschäftigen sich nicht mit allen Themen aus „Silos Botschaft“, sondern nur mit jenen, bei denen es unserer Meinung nach für ein besseres Verständnis dieser Schrift nötig ist.

Bei der Annäherung an „Silos Botschaft“ folgen wir der Anordnung des Buchs. Der erste Teil ist somit den Kapiteln und Abschnitten des „Inneren Blicks“ gewidmet, der zweite Teil betrachtet „Die Erfahrung“ und der dritte „Den Weg“.

Dritter Teil von „Silos Botschaft“

In diesem dritten Teil werden 17 Meditationsthemen dargelegt, die auf eine Einheit im Denken, Fühlen und Handeln abzielen. Diese Arbeit wird „Der Weg“ genannt, ihm folgt man, um im Leben in Richtung Kohärenz und Einheit voranzuschreiten und um den Widerspruch und die Auflösung des Lebens zu verhindern. Wir teilen die 17 Themen in zwei Blöcke auf:

Im Block mit den ersten 8 Themen wird die Situation dargelegt, in der sich jemand befindet, der Einheit sucht, und ebenso der zu folgende Weg, der zur Einheit führt.

Im Block mit den 9 letzten Themen werden die Schwierigkeiten dargelegt, die man umgehen muss, wenn man zur Einheit voranschreiten will.

  1. „Wenn du glaubst, dass dein Leben mit dem Tod endet, so hat das, was du denkst, fühlst und tust, keinen Sinn. Alles endet in der Zusammenhanglosigkeit, in der Auflösung.“
    Hier wird bekräftigt, dass keine Rechtfertigung möglich ist, wenn sie in der Perspektive des Todes geschieht. Andererseits führen wir ein Leben, in dem wir uns von Grundbedürfnissen leiten lassen. Essen, trinken, sich gegen Naturgewalten zur Wehr setzen und den Genuss suchen, all das sind starke Antriebskräfte, die das Weiterführen des Lebens auf kurze Sicht ermöglichen. Dank der Illusion, das Leben habe Beständigkeit, kann man alle Aktivitäten aufrechterhalten, sie können jedoch außerhalb der Illusion der Beständigkeit nicht gerechtfertigt werden.

  2. „Wenn du glaubst, dass dein Leben nicht mit dem Tod endet, dann soll das, was du denkst, mit dem übereinstimmen, was du fühlst und tust. Alles soll sich zur Kohärenz, zur Einheit hin entwickeln.
    Es wird bestätigt, falls man an die Fortdauer oder die Projektion des Lebens über den Tod hinaus glaubt, so muss das durch die Übereinstimmung von Denken, Fühlen und Handeln in dieselbe Richtung gerechtfertigt sein. Das Leben kann durch eine Art dynamische Einheit fortdauern oder projiziert werden, jedoch auf keinen Fall durch den Widerspruch.

  3. „Wenn dir der Schmerz und das Leiden der Anderen gleichgültig sind, werden all deine Bitten um Hilfe keine Berechtigung finden.
    In der Welt der Beziehungen kann man die eigenen Bedürfnisse nicht rechtfertigen, indem man die Bedürfnisse der Anderen verneint.

  4. „Wenn dir der Schmerz und das Leiden der Anderen nicht gleichgültig sind, solltest du dafür Sorge tragen, dass dein Fühlen, Denken und Handeln im Einklang stehen, um anderen zu helfen.“
    Eine kohärente Haltung gegenüber dem Schmerz und dem Leiden der Anderen erfordert, dass Denken, Fühlen und Handeln in ein und dieselbe Richtung gehen.

  5. „Lerne, die anderen so zu behandeln, wie du selbst behandelt werden möchtest.“
    Unsere ganze Beziehungswelt muss, wenn wir Kohärenz erreichen wollen, von der Gegenseitigkeit der Handlungen geleitet werden. Diese Haltung ist im Verhalten nicht „natürlich gegeben“, sondern wird als etwas Wachsendes gesehen, als etwas, das erlernt werden muss. Dieses Verhalten kennt man als „Goldene Regel“. Das besagte Verhalten wird im Laufe der Zeit und durch die Erfahrungen in der Beziehungswelt erlernt und vervollkommnet.

  6. „Lerne, den Schmerz und das Leiden in dir, bei deinen Nächsten und in der menschlichen Gesellschaft zu überwinden.“
    Mehr als eine vermeintliche menschliche „Natur“ aufzugeben ist es auch hier möglich zu lernen. Dieses Lernen dehnt sich auf die Anderen aus, und zwar als Folge dessen, was man bei der Überwindung des eigenen Leidens gelernt hat.

  7. „Lerne, der Gewalt zu widerstehen, die in dir und außerhalb von dir ist.“
    Als Grundlage allen Lernens von Überwindung und Kohärenz

  8. „Lerne, die Zeichen des Heiligen in dir und außerhalb von dir zu erkennen.“
    Dieses Erahnen des „Heiligen“, des Unersetzbaren, wächst und erstreckt sich auf verschiedene Bereiche, bis es dem Leben (dem Heiligen in uns selbst) und den Handlungen im Leben (dem Heiligen außerhalb von uns) Richtung gibt.

  9. "Lass Dein Leben nicht verstreichen, ohne dich zu fragen: „Wer bin ich?“
    Im Sinne der Bedeutungen des eigenen Selbst und dessen was mit der Verzerrung dieses „selbst“ zu tun hat.

  10. „Lass Dein Leben nicht verstreichen, ohne dich zu fragen: „Wohin gehe ich?“
    Im Sinne der Richtung und der Ziele im Leben.

  11. „Lass keinen Tag vergehen, ohne dir zu antworten, wer du bist.
    Im täglichen Besinnen auf sich selbst in Verbindung mit der Endlichkeit.

  12. „Lass keinen Tag vergehen, ohne dir zu antworten, wohin du gehst.“
    Das ist das tägliche Besinnen auf sich selbst in Verbindung mit den Zielen und der Richtung des eigenen Lebens.

  13. „Lass keine große Freude vorübergehen, ohne in deinem Inneren dafür zu danken.“
    Nicht nur weil es von Bedeutung ist, eine große Freude zu erkennen, sondern auch wegen der positiven Bereitschaft, die durch das "Danken" betont wird. So wird die Bedeutung der Erfahrung, die man macht, verstärkt.

  14. „Lass keine große Traurigkeit vorübergehen, ohne in deinem Inneren die Freude zurück zu verlangen, die dort aufbewahrt ist“.
    Gerade wenn wir uns die Erfahrungen der Freude im jeweiligen Moment bewusst gemacht haben, können wir sie in schwierigen Momenten wachrufen, wobei wir auf das Gedächtnis zurückgreifen (das mit positiven Gefühlen „geladen“ ist). Man könnte denken, dass bei dieser „Gegenüberstellung“ etwas von der positiven Situation verloren gehe, aber dem ist nicht so, weil diese „Gegenüberstellung“ es ermöglicht, die gefühlsmäßige Trägheit der negativen Zustände zu verändern.

  15. „Stell dir nicht vor, dass du alleine in deinem Dorf, deiner Stadt, auf der Erde und in den unendlichen Welten bist“.
    Diese „Einsamkeit“ ist eine Erfahrung, die wir als von anderen Intentionen „verlassen“ und letztlich als von der Zukunft „verlassen“ sein erleiden. Von „deinem Dorf, deiner Stadt, der Erde und den unendlichen Welten“ zu sprechen, stellt all diese Orte, kleine und große, verlassene und bevölkerte, der Einsamkeit und dem Nichts jedweder möglichen Intention gegenüber. Die entgegengesetzte Haltung geht von der eigenen Intention aus und erstreckt sich über die Zeit und den Raum hinaus, in dem unsere Wahrnehmung und unsere Erinnerung stattfinden. Wir werden von verschiedenen Intentionen begleitet, und sogar in der scheinbaren kosmischen Einsamkeit existiert „etwas“. Es gibt etwas, das seine Gegenwart zeigt.

  16. „Stell dir nicht vor, dass du an diese Zeit und an diesen Raum gefesselt bist.“
    Wenn du dir keine andere Zeit und keinen anderen Raum vorstellen oder sie wahrnehmen kannst, so kannst du einen inneren Raum und eine innere Zeit erahnen, in denen die Erfahrungen anderer „Landschaften“ wirken. In diesen Ahnungen werden die Bedingtheiten von Zeit und Raum überwunden. Es handelt sich um Erfahrungen, die nicht von der Wahrnehmung und auch nicht vom Gedächtnis abhängig sind. Diese Erfahrungen erkennt man indirekt und einzig beim „Betreten“ und „Verlassen“ dieser Räume und dieser Zeiten. Diese Ahnungen entstehen durch die Verlagerung des „Ichs“, und man erkennt ihren Anfang und ihr Ende durch eine Neuanpassung des „Ichs“. An die direkten Ahnungen dieser „Landschaften“ (in diesen Tiefen Räumen) erinnert man sich dunkel durch zeitliche Zusammenhänge, aber nie anhand von "Objekten" der Wahrnehmung oder Vorstellung.

  17. „Stell dir nicht vor, dass sich in deinem Tod die Einsamkeit verewigt.“
    Wenn wir den Tod als „Nichts“ oder als totale Einsamkeit betrachten, dann ist klar, dass es kein „vor“ und kein „nach“ dieser Tiefen Erfahrung gibt. Der Geist transzendiert das Bewusstsein, das ans „Ich“ und an die Räume und Zeiten der Wahrnehmung und Vorstellung gebunden ist. Jedoch kann nichts, was in den Tiefen Räumen geschieht in der Erfahrung offenkundig werden.

Silo – Studienzentrum Punta de Vacas, 03.03.2009
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